Eigentlich
war ich noch nicht so weit, doch irgendwie sollte ich raus. Naja, eigentlich
wir beide. Die Kleinen sollten zum ersten Mal flügge werden. Das zweite Mal
folgte dann mit 19, doch dazu komme ich später. Es ging alles ganz schnell. Mutti
bekam in der 28. +3. Schwangerschaftswoche Wehen, mitten in der Nacht. Die Feuerwehr kam mit
tatütata und Blaulicht angebraust. Der Storchenwagen brachte uns drei in die Klinik. Schwester 2 schubste mich zum Ausgang. Man zog mich an den Beinen durch den
Geburtskanal und plötzlich war es hell und kalt. Ich schrie
fürchterlich. Doch alle freuten sich. Kurze Zeit später traute sich auch Schwester 2 kopfüber auf die Welt. Wieder vereint lagen wir friedlich, aber zwei
Monate zu früh auf der Welt, im kuschelig warmen Brutkasten nebeneinander. Wir versuchten mit der neuen Situation klar zu kommen. Mutti kam jeden Tag zum
kuscheln auf die Intensivstation… .



Mit ungefähr 4 Jahren wohnte ich dann mit meiner Familie in einem gelben Haus mit grünen Fenstern, mitten in der Stadt. Es hatte nur zwei Stockwerke, umringt von anderen Häusern, die dem Himmel näher waren. Auch hatten die anderen keinen Zaun und auch keine parkenden Autos davor. Der geschlängelte Weg vom Zaun zur Haustür kam mir immer ewig lang vor. Wir mussten eine steile, knarrende Treppe hoch steigen, die bis zum ersten Stock führte. Eine Drehung nach rechts, nachdem man die letzte Treppenstufe erklommen hatte, und schwups stand man vor der roten Wohnungstür. Gedrängel im Treppenhaus. Jeder von uns Kindern wollte der Erste sein. Mutti schimpft! Da wohnten wir nun, zu fünfeinhalb. Mutti, Bruder, Schwester 1, Schwester 2, Ich und der neue Freund von Mutti. Der neue Freund hieß B. Er war nett. Mutti hatte ihn in der Klinik kennen gelernt. Er kam nun immer öfter zu Besuch. Ich schlief mit Bruder und Schwester 1 in einem großen Zimmer, im Hochbett an der Wand, die Jungs oben, Mädchen unten. Eines Nachts öffnete ich meine Augen und erblickte schlaftrunken eine wollig-flauschige Spinne an der Wand neben meinem Kopf. Sie krabbelte die Wand entlang. Vor Schreck saß ich im Bett, erstarrte und fing an zu weinen. Ich schaute durch die Dunkelheit zur offenen Zimmertür. Draußen im Flur ging plötzlich das Licht an. B kam ins Zimmer gerannt, schaute sich um, und lief direkt zu mir. Er beugte sich über das Bettgitter und tätschelte mir den Kopf. Mit sanfter, flüsternder Stimme schaffte er es mich zu beruhigen. Die Angst verschwand, denn er hatte die Spinne weg gemacht. Den Rest der Nacht schlief ich. An den nächsten Morgen kann ich mich nicht mehr erinnern… .