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Ibuprofen: Der Favorit unter den frei verkäuflichen Schmerzmitteln (OTC)

Zur Einstimmung auf den Artikel zunächst eine Infografik bei statista. Diese zeigt eindeutig: Ibuprofen ist der Favorit unter den frei verkäuflichen Schmerzmitteln in Deutschland (Stand: 2016). Auf den hinteren Rängen liegen andere Schmerzmittel. Gehen wir nun ins Detail: Es folgen Infos zu den frei verkäuflichen Schmerzmitteln Ibuprofen, Diclofenac, Paracetamol und Acetylsalicylsäure (bekannt als Aspirin). Dabei werden die Wirkungen, Risiken und Nebenwirkungen beleuchtet.

Ibuprofen und Diclofenac

Ob bei Kopfschmerzen, Fieber, Muskel- und Gelenkschmerzen oder beim Sport – Ibuprofen ist günstig, schnell verfügbar und wirkt relativ schnell – sogar als süß schmeckender Saft für Kinder erhältlich. Die wohl überzeugendste Eigenschaft von Ibuprofen ist seine stark entzündungshemmende Wirkung: Es hilft besser bei Migräne, Rückenschmerzen oder Arthrose – Erkrankungen, die den Alltag stark einschränken. Diclofenac ist ähnlich wirksam, bei weitem aber nicht so beliebt wie Ibuprofen.

Risiken und Nebenwirkungen von Ibuprofen und Diclofenac

Ibuprofen und Diclofenac gehören zur Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR); sie schalten den Schmerz auf ähnliche Weise aus: Das Immunsystem aktiviert über Hormone oder Zytokine die in der Zellwand gespeicherte Arachidonsäure; das Enzym Cyclooxygenase 2 (Cox2) wandelt die Arachidonsäure um in das Gewebshormon Prostaglandin – folglich kommt es zu Schmerzen und Entzündungen. Ibuprofen und Diclofenac hemmen Cox2: Schmerz, adieu!

Besonders Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten einen dauerhaften Gebrauch von Ibuprofen und Diclofenac mit ihrem Arzt besprechen: Denn in den Zellen der Gefäßwände wird mit Hilfe von Cox2 aus dem Prostaglandin das Hormon Prostacyclin; das Prostacyclin erweitert die Gefäße und verhindert eine Verklebung von Blutplättchen. Vorstellbar, was nun passiert, wenn Cox2 gehemmt wird: Die Gefäße verengen sich – der Blutdruck steigt; die Blutplättchen verkleben – es kommt zur Bildung von Blutgerinnseln, die einen Herzinfarkt auslösen können.

Auch Patienten mit Asthma sollten vorher mit ihrem Arzt über die Einnahme von Ibuprofen und Diclofenac sprechen. Wird Cox2 durch Ibuprofen und Diclofenac gehemmt wandelt das Enzym Lipoxygenase die Arachidonsäure um; es entstehen Leukotriene – Gewebshormone, die Entzündungen auslösen: Allergische Reaktionen oder Asthma.

Zu beachten ist außerdem: Ibuprofen und Diclofenac können bei längerfristiger Einnahme den Magen-Darm-Trakt schädigen – mit ernsthaften Folgen wie Blutungen durch Geschwüre. Ursache ist die Hemmung von Prostaglandin als Förderer anderer Körperprozesse: Mangelnde Produktion von schützender Schleimhaut und unzureichende Neutralisation der Magensäure – die Magen-Darm-Wände sind nun angreifbar!

Paracetamol

Paracetamol eroberte Mitte der 1950er den deutschen Markt und erfreute sich Generationen übergreifend großer Beliebtheit – oft auch als Mix-Präparat mit anderen Wirkstoffen wie Acetylsalicylsäure. Paracetamol wirkt kaum bei Entzündungen; die Stärken liegen eher in der fiebersenkenden und schmerzstillenden Wirkung: Ob grippale Infekte bei Kindern, Erwachsenen oder Schwangeren.

Risiken und Nebenwirkungen

Wie Paracetamol wirkt können Wissenschaftler nicht genau erklären; vermutet wird eine Hemmung der Cyclooxygenasen im Zentralen Nervensystem. Paracetamol ist gut verträglich – solange man die Dosierung vorschriftsmäßig einhält; bei Überdosierung droht ein schwerer Leberschaden – bis hin zum Tod! Patienten mit bestehendem Leberschaden sollten auf die Einnahme von Paracetamol verzichten.

Acetylsalicylsäure

Salicylsäure: Ein im Körper umgewandeltes Produkt des Salicin – ein Extrakt der Weidenrinde. Die Weidenrinde wurde schon vom Gelehrten Hippokrates im Altertum bei Schmerzen eingesetzt. Ihren weltweiten  Siegeszug erlebte die Substanz 1899 durch das Medikament Aspirin. Der deutsche Kunde war lange überzeugt; doch: Die Kunden schlucken zunehmend weniger Acetylsalicylsäure. Dabei ist dieser gut erforschte und relativ preisgünstige Wirkstoff gut gegen Schmerzen, hilft bei Entzündungen und senkt Fieber – also auch empfehlenswert bei grippalen Infekten.

Risiken und Nebenwirkungen

Acetylsalicylsäure wirkt zweifach: Der Wirkstoff schaltet den Schmerz über die Hemmung von Cox2 aus und hemmt die Thrombozytenaggregation: Die Blutplättchen können nicht verkleben; in niedrigen Dosierungen verordnet kann es Gefäßverschlüsse vorbeugen: Eine beliebte Therapieform bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Bei hoher Dosierung steigt das Risiko an einer Wunde zu verbluten. Besonders Kinder dürfen keine Acetylsalicylsäure schlucken – es besteht die Gefahr eines Reye-Syndroms: Die Leber verfettet und vernarbt, giftiges Ammoniak aus der kaputten Leber breitet sich in Gehirn und Nervensystem aus und zerstört Nervenzellen. Das Leiden ist fürchterlich; die Schäden bleiben dauerhaft; nicht selten sterben die Kinder.

Hinweise zum Artikel über Schmerzmittel

Die Informationen zu den Wirkungen, Risiken und Nebenwirkungen beziehe ich aus den Seminaren zur Pharmakologie im Studiengang Gesundheitswissenschaften an der Charité- Berlin (2014). Die Ausführungen in diesem Artikel ersetzen keine medizinische Beratung. Im Zweifel wenden sie sich daher bitte immer an einen Arzt oder Apotheker; bei Fragen zu Überdosierungen an den Giftnotruf. In ganz akuten Fällen wenden sie sich bitte sofort an eine Notaufnahme oder direkt an die Feuerwehr unter 112.

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