Healthy Friends- Auf der Spur von Chantal Nr. 2

Viel Spaß mit Kapitel 9:
 
Ein kurzer Ruck und der Fahrstuhl setzt sich in Bewegung. Die rote Anzeige wechselt von E zu K. Ein erneuter Rüttler, ein leises Quietschen und der Fahrstuhl steht still. Die Fahrt scheint zu Ende zu sein. Gemächlich trennen sich beide Türen voneinander und gehen auf. Dahinter totale Finsternis, wäre da nicht der Schein des Fahrstuhllichts. Mutig wagt Heppino einen ersten Versuch indem er seinen Kopf durch die geöffneten Türen steckt, schaut nach links und rechts, schnüffelt und gibt schließlich sein Ok. „Immer schön vorsichtig einen Schritt nach dem anderen“, fordert Tim seinen Kumpel auf, „nicht das noch was passiert“. Ganz schön mühsam so in der Dunkelheit. Aber Timmy hat wieder eine geniale Idee und schwups leuchtet zugleich auch schon seine Temperaturanzeige erneut rot auf. Seine Strahlen durchdringen die Finsternis in alle Ritzen und erhellen den Kellergang. „Boah, der ist aber lang“, staunt Tim über das nun weitestgehend sichtbare Ausmaß des Kellers. Und im selben Atemzug fragt er in die Runde, wo sie lang müssen. Dort lang? Oder eher doch in die andere Richtung zurück am Fahrstuhl vorbei? Keine Antwort. Die kleinen Helfer bleiben stumm und Heppino ist stark damit beschäftigt die Fährte von Paula aufzunehmen. „Ah!“, sagt er schließlich und schiebt seine schleimige Nase am Boden weiter vorwärts. Anscheinend liegen Partikel von Chantal Nr. 2 in der Luft. Gut so. Tim folgt ihm einfach. Ein Spürhund wird schon wissen, wo er hin will. Schnurstracks jumpen sie hintereinander den Flur entlang. Den Fahrstuhl lassen sie hinter sich. An beiden Seitenwänden, von mehreren Türen unterbrochen, befinden sich Holzstangen zum Festhalten. In der Ferne taucht ein flackerndes Licht auf. Mit jedem Schritt den die Meute sich auf das Licht zu bewegt wird die angelehnte Tür immer deutlicher sichtbar. Sie sind neugierig, haben aber auch großen Respekt davor was sich hinter dem Türspalt befinden könnte.
Vielleicht ist es aber auch Paula, eingesperrt in einem viel zu engen verdreckten Käfig, total ausgehungert und schon halb verdurstet. Arme Paula! Ihre Fantasie geht mit ihnen durch. „Los, Tim, schau doch mal durch den Spalt durch“, ertönt es im Chor aus der Umhängetasche. „Soll ich wirklich? Irgendwie traue ich mich aber nicht! Was ist, wenn hinter dieser Tür wirklich Gefahren lauern?“ Tim ist ganz schön mulmig zumute. Heppino macht ihm Mut: „aber Tim, wir werden dich doch beschützen! Schlag ein, von Pfote zu Hand. Versprochen!“ Tim will immer noch nicht so recht. „Trostos, kannst du nicht vorher mal schnell rein- und rausfliegen und so die Lage checken?“ Diese Option fände Tim besser. Danach würde er sich sicherlich trauen und reingehen. „Na gut“, antwortet Trostos, startet leise seinen Pirouettenflug und verschwindet hinter der Tür. Gespannt warten alle. Einen Augenblick später ist Trostos auch schon zurück und berichtet: „nix gefährliches drin.“ Danach nimmt er wieder seinen Platz in der Tasche ein. „Na gut, dann kann ich ja los“, sagt Tim mit zitternder Stimme. Er bittet Timmy noch das rote Licht auszumachen bevor er seinen Körper an die Wand links neben den Türspalt presst und seinen Kopf vorsichtig um die Ecke in den Raum schiebt. Ein weitläufiger Raum. Links steht ein hoher, weißer Schrank voller Wäsche. Tim hat schon modernere Schränke gesehen. Dieser ist nicht schön. Das hölzerne Ungetüm ist gefüllt mit gefalteten weißen aber auch blauen Wäschestücken. Diese sind fein säuberlich übereinander gestapelt. Tim erkennt weiße Hosen und blaue Oberhemden. Weiß-gelb gemusterte Bettwäsche nimmt den meisten Platz ein. Dort oben im Schrank liegen aber auch die komischen schnürbaren Hemden, die er in der Haupthalle gesehen hat. Fast alle Leute in den rollenden Betten trugen diese. Tim geht hinein und schaut sich weiter im Raum um. Sein Blick wandert nach rechts. Dort steht ein verschlissener, viereckiger, brauner Tisch. Davor eine gewichtige Frau auf einem schwarzen, ledernen Sessel mit fleckigem und teilweise aufgerissenem Leder. Die sitzende Frau hat ein mondförmiges Gesicht ohne Hals. Ihr runder, teigiger Körper erscheint so hoch wie breit. Ihre großen Brüste liegen vor ihr auf dem Tisch. Angestrengt schaut die Frau auf die braune Tischplatte und runzelt ihre Stirn, so, dass dabei Falten entstehen zwischen ihren buschigen, ineinander gewachsenen Augenbrauen. Ihre Ellenbogen sind auf den Tisch gestützt. Ihre Oberarme bewegen sich wie Wackelpudding hin und her. Sie wirkt sehr konzentriert. Sie näht. Oma Lotti näht auch immer. Besonders seine kaputte Piratenkluft. Oder die Löcher in seinen Socken, damit der große Onkel drin bleibt. Die Wäschefrau hat Tims Anwesenheit schön längst vernommen, sich aber bisher nichts anmerken lassen, um den armen Jungen nicht zu verschrecken. „Na du, komm schon her. Ich werde dich nicht fressen- papperlapapp! Wie heißt du? Was machst du allein im dunklen Keller?“ Die Wäschefrau hat eine wohlklingende Stimme, gar nicht beängstigend. Tim ist beruhigt. Die kleinen Helfer warten lieber eher weiterhin in der Dunkelheit ab. „So ein mutiger kleiner Mann in einem finsteren Keller. Hast du dich verlaufen? Dein Freund vor der Tür kann ruhig reinkommen. Ich mag Hunde. Wie heißt er? Er scheint vom Floh befallen zu sein. So viele Fragen auf einmal. Die Wäschefrau ist sehr interessiert. „Ich heiße Tim und das ist Heppino. Er ist Lawinenhund. Seine Spürnase hat uns in den Keller geführt. Er ist der tollste Hund der Welt! Und das da ist Flo. „Au fein“, sagt die Wäschefrau und steht mühsam keuchend aus ihrem viel zu kleinen Sessel auf. Die drei stehen in knapp zwei Meter Entfernung zur riesigen Wäschefrau, die mit stampfenden Schritten auf sie zugeht. Ihre Beine biegen sich dabei nach außen und bilden ein O. Ihre großen Brüste schaukeln hin und her. Ein beklemmendes Gefühl überkommt die Drei. Sicherheitshalber machen sie einen großen Schritt zurück. Wiederum macht die Wäschefrau einen Riesenschritt auf sie zu und kniet sich hin. „Wenn es etwas gibt wobei ich euch helfen kann, dann hinaus mit der Sprache. Ich bin zwar nur eine alte Wäschefrau in einem dunklen, spärlich eingerichteten Kellerraum, hoffe aber euch trotzdem weiter helfen zu können. Zwei so liebe Geschöpfe wie ihr es seid. Für euch mache ich das gerne.“ „Ja, ähm, hallo Frau Wäschefrau. Da gibt es was“, stammelt Tim ganz mutig, „wir haben Paula verloren. Paula Pinzette ist von VIBA entführt worden. Paula und Jacques, also Jacques die Schere, wollten gerade heiraten und… .“ Die Wäschefrau unterbricht ihn: „das wird wahrscheinlich eine sehr lange Geschichte. Nur habe ich alte Frau keine Zeit. Ich muss viele Wäschestücke nähen und bin momentan auch ganz schön müde. Aber ich weiß, wo medizinische Instrumente gelagert werden, nachdem sie in der großen Waschmaschine gereinigt wurden. Schaut mal am Ende des Flurs in den silberfarbenen großen Kasten mit den Rädern. Dort wird sie eventuell drin sein.“ Kurze Stille und dann: „so, ihr netten, kleinen Kerle, ich werde mich wieder an meinen Tisch setzen und wünsche euch viel Glück bei der Suche.“ Die Wäschefrau erhebt sich und stampft zurück zu ihrem schwarzen Ledersessel. Der Boden bebt. Dankbar für den Tipp zieht die Meute weiter.
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