Healthy Friends- Endgegner

Ein eigenartiges Ding. „Timmy, leuchte mal!“, bittet Tim in
seine Tasche schauend. Doch Timmy kann nicht einfach so auf Befehl leuchten.
Dazu fehlt ihm im Moment eine zündende Idee. An der Flurdecke hoch über ihren
Köpfen flackert immer wieder ein Licht auf. An. Aus. An. Aus. Irgendwie
gruselig. Tim sucht schützend die Nähe zu Heppino. Die Meute begutachtet
interessiert den silberfarbenen Rollcontainer, der sich mittels zwei Türen an
der Front zu beiden Seiten öffnen lässt, den vorhandenen Griffen nach zu
urteilen. Vorsichtig lässt Tim seine flache Hand über die Oberfläche gleiten.
Spiegelglatt! Danach tippt er ein paar Mal mit seinen Fingerspitzen drauf. „Ui,
Abdrücke. Warum sind da jetzt welche? Flo der Checker erklärt: „yo, Bros., die
Oberfläche des Rollcontainers ist voll glatt. Deine Fingerspitzen sind fettig.
Die Zellen in deiner Haut produzieren tagtäglich Talg und Schweiß und geben es
an die Hautoberfläche ab. Deine Haut bleibt somit schön geschmeidig. Und diese
Mixtur überträgt sich dann auf die silberfarbene Fläche und hinterlässt einen
Fingerabdruck. Für Gangster nicht cool. Glaub mir.“
„Muhahahaha!“ hallt es plötzlich durch den Flur. Erschrocken
dreht die Meute sich um. Aufgescheucht wie die Hühner springen die kleinen
Helfer wie wild in der Tasche umher und klagen: „au weia. Oh je. Jetzt ist es
aus mit uns.“ Tim krallt sich fest ins Fell von Heppino. Er zittert vor Angst.
Flo verkriecht sich in Heppinos Ohr. Wieder „Muhahahaha!“ Es wird immer lauter.
Es kommt auf sie zu. „Oh nein, VIBA. Schnell, weg hier!“, schreit Tim, öffnet
die Türen des Rollcontainers und jumpt hinein. Nach einer Seitwärtsrolle landet
er an der Rückwand der Silberbox. Die kleinen Helfer werden wild durcheinander gewürfelt
und schreien „au! ah! oh! ah!“ Heppino jumpt hinterher und landet mit dem
vorderen Teil seines wuchtigen Körpers auf dem Rand. Großes Drama! VIBA nähert
sich immer schneller. Die Angst steht allen ins Gesicht geschrieben. Heppino
verliert die Fassung. „Wuff, Tim, jetzt hilf mir doch mal! Ich komme hier nicht
allein hoch. Ich rutsche mit meinen Vorderpfoten immer wieder weg. Wuff, man ey!“
Tim umgreift seine Pfoten und versucht ihn mit aller Kraft in den Container zu
ziehen. „Boah, Heppino, mach dich mal leichter!“ Beide kämpfen mit der
Schwerkraft. Heppino wackelt kräftig mit dem Po, strampelt mit den Hinterpfoten
und findet schließlich Halt an einer Stange. Genau in diesem Moment zieht Tim
noch einmal kräftig an den Vorderpfoten und Heppino’s Hinterteil landet in der rollenden
Silberbox. Gemeinsam überschlagen sie sich. Oh, was denn nun? Der Rollcontainer
bewegt sich. „Oh nein, Heppino. Du hast die Bremse gelöst“, bemerkt Tim. Der
Rollcontainer nimmt sehr schnell Fahrt auf. Es geht bergab. Er wird immer
schneller. Tim hält seinen Kopf hinaus, um zu sehen, ob sie VIBA entkommen
konnten. Der Fahrtwind braust ihm um die Ohren. Heppino drängelt von hinten,
weil er auch was sehen möchte. VIBA saust mit einem Affentempo durch die Luft,
um den Rollcontainer einzuholen. „Au weia, der Fiesling hascht mich schon
wieder“, meldet sich bitter weinend eine Ecke des Containers. Tim dreht sich
um. Jacques kraxelt hinauf und glotzt vom Rand der Tasche hinaus. Sie trauen
ihren Augen nicht, sind fassungslos.
 
„Ich bin es wirklich. Freut ihr euch denn
gar nicht?“, sagt Paula verheult und tritt ins Licht. „Mon amour, isch abe
disch wiedaa!“ Jacques springt aus der Tasche, landet klackernd auf dem Boden
und stürzt sich mit offenen Armen auf Paula. Sie wiederum rennt klackernd auf Jacques
zu, um ihn schließlich leidenschaftlich zu umarmen und zu küssen. Jacques hält
seine Paula ganz fest, hebt sie in die Luft und dreht sich mit ihr im Kreis.
Und immer wieder Küsse. Paula, meine liebe Naschkatze.“ – „Jacques, du
zuckersüßes Croissant. VIBA war sehr böse zu mir! Schau dir nur an wie ich
aussehe. Meine Strumpfhose hat etliche Laufmaschen. Mein Make-up ist ganz verschmiert.
Und meinen Ohrring habe ich auch verloren. Das geht gar nicht. Schön, dass du
wieder da bist, Schnuffipuffi. Mein Held!“ – „Mon amour. Mon Praliné. Denkee
nisch an alles andere. Denkee an üns. Wir aben üns wiedaa!“ Das Publikum jubelt
und freut sich mit ihnen. Die Menge tobt und macht Jubelsprünge. Tab möchte
wissen: 
„aber Paula, wie bist du in den Rollcontainer gekommen? Die
Türen sind schwer zu öffnen.“ „Das Netz aus Chromosomenstücken, mit dem VIBA
mich gefangen hat, blieb am Kellerfenster hängen. Es riss. Dadurch fiel ich heraus
und knallte ziemlich heftig auf den harten Kellerboden. Ich konnte mich vor
Schmerzen kaum bewegen. Schaut nur, meine blauen Flecken am Oberschenkel. Ich
bin jetzt so hässlich. Deswegen sind wahrscheinlich auch meine schicken
Herzstrümpfe kaputt. Zuerst bemerkte VIBA nichts und flog einfach weiter. Eine
riesige Putzfrau fand mich, nahm mich mit und steckte mich in eine große
Waschmaschine für medizinische Instrumente. Dort waren auch noch ganz viele
andere Instrumente mit drin. Sie erzählten mir, dass sie ständig in dieser
Waschmaschine gewaschen werden. Wisst ihr, das ist nicht so wie bei uns in der
Kinderarztpraxis. Wir dürfen uns immer gemütlich in die Desinfektionswanne setzen.
Die hier hingegen haben es da nicht so entspannt. Nachdem ich tausendmal in der
riesigen Waschmaschine gedreht wurde legte man mich in diesen silberfarbenen
Rollcontainer- ganz allein in der Dunkelheit. Das war ein schlimmes Gefühl!
Aber jetzt. Ich freue mich ja so.“ Paula lässt ihren Freudentränen freien Lauf.
Ziemlich nüchtern klingt es dagegen aus der anderen Ecke des Rollcontainers: „yo,
Bros., wir freuen uns alle. Aber wenn ihr das jetzt mal wieder checken würdet.
Der Gangster will uns immer noch killen. Außerdem ist der Silberkasten voll
schnell und knallt gleich gegen die Wand. Wir müssen was tun, sonst gibt’s nen
fetten Crash mit dem Fahrstuhl da hinten. Flo’s ernste Worte dringen ins Gehör
der anderen und holen sie in die bittere Realität der Verfolgungssituation
zurück. Erneut macht sich Panik breit. Alle grübeln. Nachzudenken fällt gerade
sehr schwer. Die Meute steht unter enormen Stress. Nur einer bleibt cool im
Brain. Flo hat eine Idee: „du, sag mal Trostos. Du kannst doch fliegen. Kannst du
schneller fliegen als der Rollcontainer fährt?“ „Aber klaro“, antwortet Trostos
und setzt zum Pirouettenflug an. Wie ein Superheld mit breiter Brust verharrt
er kurz stolz in der Luft. Seine schielenden Augen leuchten. Sein Umhang
flattert im Wind. Der Superheld zischt davon. Trostos ist fest entschlossen alle
zu retten. „Supertrostos! Trostos Tränenheld. Unser Held“, rufen die zurück
gebliebenen im Chor und schauen ihm hoffnungsvoll hinterher.
Schneller als ein Düsenjet erreicht Trostos die Fahrstuhltüren.
Erneut ruft der Chor: „los Trostos, drück auf den Knopf, damit sich die rote
Anzeige ändert.“ „Ay, ay, wird gemacht“, meldet sich Trostos gehorsam. Ein
kräftiger Stupser mit seiner breiten Brust auf den Knopf und die Anzeige
wechselt in Zeitlupe von E auf K. Während dessen steuert der Rollcontainer
ungebremst auf die dunkle Wand neben dem Fahrstuhl zu. Rumms! Kawumm! Lautes
Knallen. Ein heftiger Aufprall! Die Türen des Rollcontainers sind abgefallen.
Heppino hängt mit seinem Hinterteil halb aus dem Container. Sekunden später
ertönt mitten im Wirrwarr ein Pling und die Türen des Fahrstuhls öffnen sich. VIBA
kann nicht mehr rechtzeitig bremsen, fliegt schnurstracks durch die geöffneten
Türen in den Fahrstuhl hinein und knallt heftig an die hintere Wand. Die Türen
gehen zu. VIBA rutscht bewegungslos die Wand hinunter zu Boden und bleibt
liegen. „VIBA ist Matsch!“, realisiert Flo, „ja man, es ist vorbei!  Gebannt starren alle auf die Türen, verstecken
sich dabei seitlich am kaputten Rollcontainer. Einen Moment der Stille und es
macht erneut Pling. Die Türen öffnen sich. Dichter, weißer Nebel strömt langsam
aus dem Fahrstuhlinneren und breitet sich am Kellerboden aus. Ein Riese im
Nebel! Er bewegt sich auf die Meute zu. Der Riese trägt eine hässliche,
dunkelgrüne Maske und weiße Kleidung. In der linken Hand hält er ein längliches
Glas. Seine rechte Hand führt er zur Maske, nimmt sie ab.
Zähne- und Materialklappernd kauert
sich die Meute ängstlich zusammen. Ihre Herzen schlagen immer schneller. Doch
was ist das? Die Maske in der rechten Hand haltend hebt der Riese seinen Kopf
und lächelt. „Juhu, es es es ist die ne ne nette Wäschefrau. Die nette
Wäschefrau. Nur die ne ne nette Wäschefrau.“, freut sich Horcho mit den
anderen. „Na, ihr mutigen Abenteurer. Schön euch wieder zu sehen. Hallo Paula.
Wie geht es Dir? Ich hoffe, der fiese VIBA hat dir nicht allzu Schlimmes
angetan. Schaut mal hier her.“ Der Nebel lichtet sich und die nette Wäschefrau
hebt ihre linke Hand mit dem länglichen Glas. Oben drauf steckt ein Korken. „Mit
meinem Wundernebel habe ich VIBA in diesem Reagenzglas gefangen genommen.“ Die
riesige Wäschefrau kniet sich hin. „Meine Lieben, das war sehr mutig von euch
Paula zu retten. Schaut, VIBA schläft wahrscheinlich noch eine Weile. Er kann
aus diesem Reagenzglas nicht entkommen. Ihr braucht keine Angst mehr vor ihm zu
haben. Ich werde ihn im großen Glaskasten meines Wäschezimmers isolieren. Er
kommt zu den anderen Bösewichten, die ich alle dort gefangen halte, damit sie
kein Unfug treiben können. „Boah, danke Wäschefrau. Du hast es voll drauf mit
deinem krassen Gangsterkillernebel“, findet Flo. Artig bedanken sie sich. „Gerne“,
entgegnet die Wäschefrau, „so, jetzt aber schnell mitkommen. Wir gehen uns alle
desinfizieren.“  Die Wäschefrau stampft
voran. Die Meute folgt ihr im Gänsemarsch. Der Weg führt sie zurück durch den
dunklen Keller bis in das Wäschelager mit dem flackernden Licht, wo sie die Wäschefrau
zum ersten Mal trafen. In der hinteren Ecke des Lagers befindet sich ein
Waschbecken, wo sich alle die Hände desinfizieren. Während die Meute
beschäftigt ist kramt die Wäschefrau in einer kleinen Kammer herum. Im
Hintergrund Rumpeln und Poltern. „Na, alle Hände fein sauber? Dann kommt mal
her. Ich habe etwas Tolles für euch. 
Das hier ist eine Desinfektionswaschmaschine.“
Yo, Bros., einen krassen Gangsterkiller hat die Wäschefrau da im Bollerwagen“,
staunt Flo. „Das eine Rad des Bollerwagens ist leider schon kaputt. Der Reifen
ist platt“, entschuldigt sich die Wäschefrau, „ich hoffe aber es wird auch so
gehen. Tim zieht probeweise am Griff des Bollerwagens. „Boah, ganz schön
schwer.“ Heppino hilft ihm. Zusammen schaffen sie das. Teamarbeit zahlt sich
aus. „Wenn ihr die Desinfektionswaschmaschine laufen lasst, dann trauen sich
die Fieslinge nicht mehr in eure Nähe. Meine Lieben, ich wünsche euch alles
Gute. Es hat mich auch gefreut euch kennen zu lernen. Es hat mich gefreut euch
helfen zu können. Nun geht bitte. Ich bin eine alte Frau. Ich habe viel zu tun.
Ich muss noch ganz viel nähen und ein Haufen Wäsche zusammenlegen.“ Die Meute
verabschiedet sich mit einem fröhlichen „Danke, liebe Wäschefrau“ und begibt
sich auf den Weg zum Fahrstuhl, um von K nach E zu fahren. Pling!
Tim wacht auf. Auf dem Bett neben ihm sitzt seine Mama. Heppino
schlummert am Ende des Bettes in seinem Hundekörbchen. Mama legt ihre
Handaußenseite auf Tims Stirn. „Tim, wie hast du geschlafen? Du bist ganz
heiß!“ „Mama, dann muss ich wohl eine verkehrte Temperatur haben“, weiß Tim und
schaut zu Heppino. Beide zwinkern sich schelmisch zu.
 
 

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